Deadpool 2

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Interview: Raya Abirached

Ryan Reynolds: «Ich kam für genau diese Rolle auf die Erde»

LONDON Auch im zweiten Film spielt der Kanadier Ryan Reynolds wieder Wade Wilson aka Deadpool. Mit uns sprach der 40-Jährige über den Erfolg seiner Figur, das Improvisieren am Set und verrät einiges zu seinen diversen namhaften Co-Stars.

Ryan Reynolds, Ihr erster Film DEADPOOL wurde ein enormer Erfolg. Hätten Sie sich das je erträumt? Es war schon, eigentlich für alle, eine kleine Überraschung. Klar, wir vermuteten, dass der Film seine Produktionskosten wieder einspielen und sich einigermassen im Kino schlagen wird. Doch niemand rechnete damit, dass er in dieser Zeit eine Art Kulturphänomen werden würde. Wahrscheinlich kam er gerade zur richtigen Zeit heraus. Die Comic-Buch-Verfilmungen galten gerade als eher ernst und intensiv und dann kam Deadpool daher. Er brach aus dieser Reihe heraus und machte etwas komplett anderes. Jedoch hat es sehr viel Spass gemacht. Vor allem auch zu sehen, wie dieser Charakter angenommen wurde.

Konnten Sie beim zweiten Film nun ein bisschen freier sein, weil der erste Druck weg war? Ja, wir waren sicherlich freier als beim ersten Film. Schon nur, weil wir nicht wie beim ersten Film eine Ursprungsgeschichte erzählen mussten. Kein wer er ist, woher er kommt und wieso er das alles tut. Im zweiten Teil konnten wir jetzt einfach durchstarten. Dabei hatten wir sehr viel Spass. Das Skript ist verrückt, der Film ist verrückt, aber wir konnten endlich Dinge tun, die wir schon lange machen wollten (lacht). Bei DEADPOOL hatten wir so viele Ideen, die wir umsetzen wollten und jetzt sind einige dieser Träume wahr geworden.

Sie halfen mit beim Skript schreiben, beim Produzieren und waren auch noch der Hauptdarsteller. Das muss eine starke Herausforderung für Sie gewesen sein? Ich habe nicht wirklich mehr gemacht, als beim ersten Film. Meine Rolle ist immer gleich; ich bin der Hüter der Deadpool-Flamme. Ich liebe Deadpool so sehr und diese Flamme kommt einfach von dieser Liebe. Diese Filme sind eine einzige grosse Zusammenarbeit. Mit Rhett Reese und Paul Wernick, die auch das Drehbuch mit mir zusammengeschrieben haben, bin ich seit 10 Jahren befreundet. Wir sind schon fast wie Brüder. Regisseur David Leitch ist ebenfalls brillant und bringt diese frische Einstellung gegenüber allem mit. Er ist ein Meister des Actiongenres und liebt es, all das vor seine Linse zu bekommen. Er spielt dabei auch gerne mit CGI und Digital-Doubles. Wir haben zwar davon auch Gebrauch gemacht, jedoch hat er es geschafft, dass auf eine eher dunkle und dreckige Atmosphäre herunterzubrechen, die auch zu Deadpool passt. Das gefällt mir und ich liebe die Produktion dieser Filme. Sie verschlucken zwar mein ganzes restliches Leben, aber das ist es wert. Denn es ist das Beste.

DEADPOOL scheint wie für Sie geschaffen, denn er enthält Action, Comedy und viele Emotionen. Das muss aber sicherlich fürs Spielen auch eine Herausforderung sein? Ja, es ist schwierig, aber gleichzeitig auch wichtig, dass er ein solcher Mix hat. Denn Deadpool ist als Charakter so komplett verrückt und unverschämt, dass du ihm nicht folgen würdest, wäre sein Leben perfekt. Deshalb muss man ihm irgendwie alles wegnehmen und eine Situation erstellen, in welcher er der Aussenseiter ist. Daraus entwickelt sich dann sein ganzer Humor. Wir haben eine gewisse Regel seit dem ersten Film. Je mehr körperlicher und emotionaler Schmerz Deadpool hat, desto lustiger ist er. Denn er filtert alles durch seinen Humor. Daher kommt seine Art, wie er ist. Deshalb versuchen wir immer wieder ihn in Situationen zu bringen, wo er mit dem Rücken zur Wand steht und das Gefühl hat alles verloren zu haben. Darauf bauen wir dann auf und das ist auch gut so, denke ich.

Deadpool hat nach wie vor tolle Schuhe, eine Vorliebe für Abenteuer und fürs Morden. Was dürfen Sie uns aus dem zweiten Teil erzählen ohne zu viel zu verraten? Das ist bereits eine grossartige Zusammenfassung ohne Spoilers (lacht). In diesem Film kann man viel erwarten. Ich denke, die Entscheidungen sind mutiger. Nicht unbedingt, weil wir wollten, sondern eher, weil wir dachten, dass wir müssten. Es wird viele versteckte Hinweise geben. Die Leute werden viele davon beim ersten Mal nicht sehen. Weil es einfach so viele Insiderwitze und versteckte Bemerkungen hat. Und bei manchen Szenen sieht man im Hintergrund platzierte Dinge, die aus einem bestimmten Grund dort sind. Ich liebe solche Dinge. Diese Art von Filmemachen liebe und schätze ich. Deshalb wird sie sich durch den ganzen Film hindurchziehen.

Was erwartet uns denn sonst noch? Ich will nicht überheblich sein, aber der Film bietet wirklich eine solide emotionale Reise für den Charakter. Der Charakter repräsentiert nicht den heutigen modernen und wissenden Mann aus 2018, sondern der zerrüttete Idiot, der immer versucht ein wenig besser zu sein als am Tag zuvor. Ich persönlich kann mich mit dem viel besser identifizieren, als mit jemandem der perfekt ist oder gar wie Superman. Deadpool ist ein komplett aufgeschmissenes und verkorktes Individuum und genau das macht es so lustig, ihm zu zuschauen.

Die Geschichte des Films muss sicherlich sitzen, doch meist ist nicht alles festgenagelt. Konnten Sie in DEADPOOL 2 auch mal etwas improvisieren? Ich habe mit Improvisation meine Karriere gestartet. So erwarb ich mir früher mein tägliches Brot. Naja, so kann man es zwar auch nicht nennen (lacht). Denn durch Improvisationen allein konnte ich nicht wirklich Geld verdienen (lacht). Ich liebte es. Es gab mir die Werkzeuge, die ich heute benutze, um als Schauspieler zu arbeiten. Dafür bin ich dankbar. Aber um auf die Frage zurück zu kommen, alle am Set improvisieren, nicht nur ich. Dadurch war vieles unberechenbar und viele der Reaktionen im Film sind ehrlich und real. Beispielsweise wenn jemand auf einen Witz reagiert, dann kann es sein, dass er diesen gerade zum ersten Mal gehört hat. So erhält man eine einzigartige Möglichkeit eine Geschichte zu erzählen.

Wenn man sich Ihr Instagram-Account ansieht, dann verstanden Sie und Josh Brolin sich überhaupt nicht und er ist furchtbar. (lacht) Ein schrecklicher Mensch, die ganze Pressetour über. Nein, ich liebe Josh. Es war ein toller Glücksfall, dass wir ihn für die Rolle von Cable engagieren konnten. Vor allem, wenn man bedenkt, dass er gerade die Rolle von Thanos, dem anderen grossen Bösewicht im Marvel-Universum, beendet hatte. Das er in die Schuhe von Cable stieg, war für uns einfach legendär. Es gab dem Charakter ein Gewicht und eine Tiefe und das macht ihn ein wenig beängstigend. Eigentlich ist Josh auch ein wenig beängstigend im echten Leben (schmunzelt). Er kann ein wenig einschüchternd sein. Er ist unkonventionell aufgewachsen und das hat in gezwungen eine einzigartige Persönlichkeit zu werden. Das benutzt er jetzt und lässt alles in seinen Charakter Cable fliessen. Das finde ich grossartig.

Zazie Beetz ist ebenfalls eine tolle Schauspielerin. Ja, Zazie Betzt, sie stielt uns die Show und den Film (lacht). Sie gehört zu diesen einen Schauspielern. Als wir sie zum ersten Mal sahen und sie einige Sätze ihrer Rolle vortrug, war uns sofort klar, dass sie uns den Film stehlen wird. Und genau das tut sie nun. Sie ist unglaublich lustig und charmant und Ihre Superkräfte sind genial. Im Film hat Deadpool das Gefühl, dass ihre Superkräfte das Dümmste auf der Welt sind. Sie hat Glück und das ist für Deadpool keine Superkraft. Am Ende des Films glaubt Deadpool dann natürlich absolut daran. Vor allem ist es grossartig, wie wir das filmisch umsetzen konnten.

Sie sagten zu Beginn Deadpool nehme Ihr ganzes Leben ein. Inspiriert er Sie auch im echten Leben zu Dingen, wie unter anderem einige Ihrer Posts mit Hugh Jackman? Ja, irgendwie schon. Deadpool bezieht immer irgendwie die Popkultur mit ein. Er verweist gerne darauf. Aber auch auf aktuelle Themen und die Vergleiche mit Dingen aus den 90er oder 80er Jahren. Er ist einfach konstant am verweisen und einbeziehen. Ich bin genauso, es ist einfach die Art, wie ich lebe. Ich liebe die Popkultur, den Konsum und die Tatsache, dass ich sie ein wenig verspotten kann. Das ist einfach etwas, das ich gerne tue.

Interview: part 2

Das bedeutet, dass die Verweise im Film von Ihnen persönlich kommen? Einige davon ja. Aber auch meine Co-Schreiber, Rhett Reese und Paul Wernick, waren grossartig. Viel haben sie beigesteuert. Allerdings muss ich zugeben, dass im Film viel von mir enthalten ist. Dinge, die ich liebe und deshalb eingefügt habe. Genau wie beim ersten Film.

Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Deadpool Celiné Dion unter der Dusche singt. Selbstverständlich tut er das.

Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit? Wow, das Celine Dion-Projekt ist wohl das komischste Wunder, das je geschah. Es gibt natürlich die kanadische Verbindung, wo ich versprechen kann, dass ich diese ausgenutzt habe. Dann gibt es noch die Tatsache, dass sie einfach eine Legende ist. Wir hatten diesen Song, den wir liebten und schon über 6 Milliarden Mal gehört hatten. Wir wussten, dass wir noch eine Sängerin benötigten. Am besten jemand, der in der Popkultur relevant war oder der den Song pushen konnte, wenn er herauskam. Das Studio kam mit einer Liste von jungen Sängerinnen, die alle grossartig sind. Rhett, Paul, David und ich sassen am Tisch und überlegten konstant, was wäre, wenn wir eine Legende nehmen würden. Jemand wie Barbara Streisand, Cher oder Celine Dion. Da machte es bei mir klickt, Celine Dion. Ich sagte nur, sie sei perfekt, schliesslich sang sie auch den Titanic-Titelsong.

Und dann riefen Sie ihr einfach an? Ich schrieb ihr ein Brief und sie sagte ja. Und schon drehten wir ein Musikvideo zum Film. Das ist auch gleiche eine Art von Videos, die seit den 90er ein bisschen gestorben ist. Heutzutage sieht man nicht mehr viel Musikvideo, die Filmmaterial enthalten. Wir liebten es, dass es eine Art wie Rückschritt dazu ist. Doch genau, das fanden wir passend. Gleichzeitig war der Song unglaublich, sehr emotional und schön, einfach ein Hit-Song. Wahrscheinlich war das der Grund, dass sie zusagte. Weil es ein grossartiger Song ist, doch schon nur das war genial. Ich bin sehr glücklich, dass wir ein Musikvideo mit ihr drehen konnten. Das war wahrscheinlich der grösste Spass, seit ich denken kann, den ich je an einem Drehtag hatte.

Das Publikum scheint diese Art von Filmen und Charaktere zu lieben. Wie war es bei Ihnen als Sie aufwuchsen, dachten Sie sich diese Art von Film fehlt? Für mich war das Deadpool. Es ist etwas, dass ich versuche seit dem Jahre 2004 zu machen. Ich wollte einen solchen Charakter unbedingt auf der Leinwand sehen. Ein Charakter, der sowohl das Publikum repräsentiert, als auch unterhaltet. Deadpool ist wie der Gastgeber. Er sagt und tut Dinge, die das Publikum vielleicht in diesem Moment gerade denken. Dann dreht er sich um, spricht mit dem Publikum und durchbricht damit die unsichtbare vierte Wand. Das ist etwas, dass ich immer wollte, genau wie Satire. Mir gefällt die Idee, dass man eine Comic-Buch-Verfilmung machen kann, die Herz, immense Action, intensiver Humor und lustige Witze hat. Gleichzeitig kann man den Teppich darunter wegziehen und es dann noch kommentieren. So kann man das Publikum ein wenig teilhaben lassen. Das macht mir wirklich Spass.

Sie haben inzwischen eine sehr erfolgreiche Karriere. Hätten Sie sich das je erträumt und sind Sie stolz darauf? Klar, sogar in meinen schwersten Momenten bin ich stolz darauf. Sicher, meine Karriere hatte ihre Höhen und Tiefen, aber genau das geschieht in einer Karriere einfach. Man kann das Gute nicht richtig wertschätzen, solange man das Schlechte nicht erfahren hat. Ich hatte von beidem etwas und liebe sie gleichermassen. Wenn ich zurückschaue, dann kann ich nicht glauben, dass ich jetzt hier bin. Ich bin eigentlich meistens schon nur glücklich, dass ich DEADPOOL und DEADPOOL 2 machen durfte. Denn ich habe das Gefühl, ich kam für genau diese Rolle auf die Erde. Ich kam extra aus dem Mutterleib, damit ich Wade Wilson aka Deadpool spielen kann (lacht).

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