The Guilty

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Thriller

Interview: Nicole Odermatt

Gustav Möller: «Jeder soll seine eigene Version dieses Filmes sehen»

ZÜRICH Gustav Möllers Regie-Debüt THE GUILTY schlägt ein. Am diesjährigen Zürich Film Festival sprachen er und sein Hauptdarsteller Jakob Cedergren über die Idee zum Film, die Dreharbeiten und die Aufmerksamkeit, die sie plötzlich erleben.

Gustav Möller, man hat das Gefühl am Ende des Films, sah jeder Zuschauer ein anderer Film, wie man sich die Frau am anderen Ende selber vorstellen muss. Wie sind Sie auf diese Filmidee gekommen? Gustav Möller: Danke für Ihre Frage, genau das wollte ich eigentlich erreichen. Es war gleichzeitig auch der Anfangspunkt für mich. Ich habe auf Youtube einen echten Anruf bei der Notrufzentrale gehört. Einen ähnlichen Notruf, wie den, der Jacobs Charakter anfangs des Films erhält. Es war ein Anruf einer gekidnappten Frau, die neben ihrem Kidnapper im Auto sass und etwa 20 Minuten dauerte. Wie bei der Szene im Film sprach sie in Codes, damit der Entführer nichts mitbekam. Das Gespräch hat mich einfach gepackt. Aber wie erwähnt, die Herausforderung war Bilder dazu zu kreieren, obwohl man nur den Ton hatte. Das war der entscheidende Startpunkt für mich und meinen Co-Autor, einen Film machen, der einzigartig war. Zudem sollte am Ende jeder Zuschauer wie sein eigener Film gesehen haben.

Haben Sie darüber nachgedacht, die Leute erzählen zu lassen, wie sie den Film sahen? Gustav Möller: Ja sicher, darüber habe ich auch nachgedacht. Hätte man im Film zu den Leuten gewechselt, mit denen Asgar spricht, dann würde er sich kleiner und einengend anfühlen. Das einzigartige ist, dass man alles aus der Perspektive von Asgar erlebt. Aber auch, dass man dadurch wie ein Co-Detektiv wird und zusammen mit Asgar versucht alles zu lösen.

Können Sie sich persönlich vorstellen, wie schwer die Arbeit in einem Notfall-Zentrum sein muss und ob Sie das selbst tun könnten? Gustav Möller: Ja, das muss sehr schwer sein. Jacob und ich haben beide als Recherche eine Zeitlang im Notfall-Zentrum in Dänemark verbracht. Was mich am meisten beeindruckt hat, war wie die Mitarbeiter distanziert genug bleiben konnten, um ihre Arbeit tagtäglich ausführen zu können. Wie in THE GUILTY ist es sehr besonders. Denn man ist sowohl auf Distanz, gleichzeitig hat man den Sound auf den Ohren, durch die Kopfhörer. Dadurch wird das Ganze irgendwie sehr intim, obwohl es alles sehr professionell ist. Daher kann ich mir wirklich gut vorstellen, wie schwer dieser Job sein muss.

Wie ist es für Sie, Jacob? Jakob Cedergren: Für mich ist es genau gleich. Es war schon nur unglaublich, wenn man zusah. Sie sind alle so professionell.

Was ist für Sie beide der stressigste Teil Ihrer Arbeit? Gustav Möller: In meinem Job? Interviews geben ist das stressigste (lacht). Nein, Scherz bei Seite. Das Filmemachen alleine ist schon ein stressiger Job, jedoch ist es ein guter Stress. Es fühlt sich mehr wie Adrenalin-Stress an, als etwas anderes.

Jakob Cedergren, wie war es für Sie auf engem Raum zu spielen und dabei fast nur Gesicht und Körper einzusetzen? Jacob Cedergren: Nur Gesicht und Körper (lacht)?

Ja, Sie hatten ja nicht wirklich andere Schauspieler als Gegenpart. Jakob Cedergren: Doch schon. Sie mussten mich ja anrufen, deshalb sassen sie in einem Radio-Studio ähnlichen Raum ein bisschen weiter von mir entfernt. Dadurch konnte alles in Echtzeit gedreht werden. Daher war es eigentlich immer ein Zusammenspiel unter Kollegen. Genau das war auch das Spannende für mich, das alles Live gemacht wurde. Obwohl man das Gefühl hat, dass ich alles mit mir selbst ausmachen musste, war dem gar nie so. Das war eine interessante Erfahrung.

Was war für Sie das Schwierigste bei der Filmproduktion? Gustav Möller: Ich denke, das Schwere war das Skript schreiben. Jedoch war es eine gute Herausforderung. Denn der ganze Film spielt sich in Echtzeit an einem Ort ab. Normalerweise kann man in einem Film zu etwas anderem schneiden oder in der Zeit vorwärts springen und so kann vieles gelöst werden. In diesem Film dagegen haben wir uns selbst damit eine Grenze gesetzt. Es war eine lustige Herausforderung und veranlasste uns als Drehbuchautoren kreativer zu schreiben. Jacob und ich gingen dann Stück für Stück das Skript durch. Ich denke, die darauffolgenden Recherchearbeiten waren für mich das Schwierigste am Ganzen. Denn das Drehen des Films war für mich dann schon fast einfach (lacht).

Wie war es für Sie, Jacob? Jakob Cedergren: Ich stimme Gustav zu. Es war eine lange Vorbereitungszeit und es war schön. Einerseits lief es gut, aber manchmal blieb man an kleinen Dingen hängen und musste tüfteln bis es gelöst war. Beim Drehen waren wir deshalb wirklich gut vorbereitet und dann will man auch viel mehr machen. Es war wie ein Kick für den Dreh und so will man es wirklich durchziehen. Die Müdigkeit, die sich ergibt, ist von der Energie, die man hereingesteckt hat. Allerdings ist es eine angenehme Müdigkeit und es war wirklich toll zu drehen. Das Team und die Crew waren super.

Gustav Möller, dieser Film ist für Sie als Regisseur Ihr Debütfilm. Es muss toll für Sie sein mit Ihrem ersten Film ein solch positives Feedback zu erhalten? Gustav Möller: Ja genau. Für viele aus der Crew war es der erste Film. Nicht für Jacob, er hat bereits viele gute Filme gemacht (lacht). Aber für den Kameramann, den Filmeditor, den Co-Drehbuchautor und den Produzenten war es ebenfalls das erste Mal. Wir gingen alle zusammen in die Filmschule und haben direkt nach dem Abschluss mit diesem Film begonnen. Ein solches Feedback zu erhalten ist absolut unglaublich (lacht).

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