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Interview: Nicole Odermatt

Viggo Mortensen: «Ich war unsicher, ob ich in diese Rolle passe»

ZÜRICH In GREEN BOOK spielt der dänisch-amerikanischen Schauspieler Viggo Mortensen unter der Regie von Peter Farrelly den Italo Tony. Wir treffen die beiden am Zurich Film Festival, wo sie über Reaktionen, Rassismus und Selbstzweifel sprechen.

Ihr Film geniesst hohe Aufmerksamkeit und tolle Kritiken. Was halten Sie davon? Peter Farrelly: Grossartig (lacht). Wir sind sehr glücklich über das Feedback, dass wir bezüglich des Filmes erhalten. Es ist schön zu sehen, dass alles so gut zusammenpasst. Zu Beginn waren wir überzeugt etwas Wundervolles zu haben, doch während der Dreharbeiten waren wir nicht mehr sicher, dass wir wirklich so speziell sind.
Viggo Mortensen: Das stimmt. Jedoch weiss man es erst richtig, wenn man es einem Publikum gezeigt hat. Das erste Mal mit einem Publikum sahen wir den Film beim Toronto Film Festival. Ich habe noch nie ein Publikum so stark auf einen Film reagieren sehen, wie bei diesem. Es war unglaublich.

Der Film spielt um eine ungleiche Freundschaft zweier Menschen. Denken Sie, dass eine Freundschaft kulturelle Differenzen überwinden kann? Peter Farrelly: Ja, das denke ich. Ich bin davon überzeugt, dass wir im Grunde genommen innerlich alle genau gleich sind. Wenn wir erst mal die kulturellen oder rassischen Differenzen und Vorurteile, überwunden haben, dann sehen wir, dass wir eigentlich alle der gleiche Typ sind. Das ist auch die Aussage des Films. Das diese zwei Menschen in einem Auto zusammengepfercht eine solche Strecke bewältigen können, sagt schon viel aus. Klar, anfangs krachen sie zusammen, doch schon bald merken sie, dass sie beide eigentlich viel Gutes in sich tragen.

Peter Farrelly, Sie sind normalerweise im Comedy-Genre tätig. Was war Ihre Motivation für diese Geschichte und diesen Film? Peter Farrelly: Es war weder der Plan, noch habe ich danach gesucht, etwas anderes zu machen. Doch als ich die Geschichte das erste Mal gehört habe, war es eine solch tolle Geschichte, dass ich mich unbedingt involvieren wollte. Erzählt wurde mir die Geschichte von Brian Currie, basierend auf den Erzählungen von Nick Vallelonga’s Vater. Ich hatte also eigentlich einfach Glück, weil alles an seinen Platz fiel und mir somit in die Hände. Zudem war mir bewusst als ich sie hörte, dass es etwas anderes sein wird, als meine üblichen Filme. Jedoch wusste ich genau, was ich tun musste.

Was war Ihre Inspiration oder Ihr Grund, dass Sie diese Rolle spielen wollten? Viggo Mortensen: Ich lese viele Skripts, um mir als Schauspieler Arbeit zu suchen und dass bereits seit über 30 Jahren. Jedes Jahr ist es dasselbe Vorgehen. Man liest viele Skripts und etwa 99% davon sind zwischen gut und total schlecht. Aber jedes Jahr gibt es diese 2-3 Skripts, die wie Green Book sind. Es startet gut, hat einen angenehmen Kontrast zwischen den Charakteren und je länger man es liest, desto besser wird es und endet schlussendlich auf dem Höhepunkt. Es ist sehr selten solche Skripte zu lesen. Ich mochte das Skript auf Anhieb. Jedoch als ich mit Peter sprach, sagte ich ihm, dass ich nicht sicher sei, ob ich in diese Rolle passe.

Wie kamen es dazu, dass Sie dennoch die Rolle erhielten? Viggo Mortensen: Es gab vor Jahren schon einen Film, bei welchem ich unsicher war. Das war bei A DANGEROUS METHOD von David Cronenberg. Ich spielte damals Sigmund Freud. Mir gefiel die Geschichte und der Charakter, doch ich sagte ihm, dass er spinne. Ich könne diesen Charakter nicht spielen. Es mache weder ethisch noch sonst überhaupt einen Sinn, da es nicht passe. Etwa das Gleiche habe ich Peter auch bei diesem Charakter gesagt. Ich wies ihn auf die italienisch-amerikanischen Schauspieler und die grossartigen Performances anderer amerikanischer Schauspieler hin. Doch er sagte nur, nein, du kannst das. Lustigerweise sagte er etwa dasselbe wie damals David. Ich solle das Drehbuch nochmals lesen, ich können die Rolle auf alle Fälle spielen. Das habe ich dann auch und bin froh darüber.

Das war also Ihr schlussendlicher Entschluss die Rolle anzunehmen? Es war eine gute Herausforderung für mich, weil ich in verschiedene Richtungen spielen musste und dabei auch aus meiner Komfortzone heraus. Anfangs war ich noch etwas unsicher, doch als ich Nick Vallelonga und seine Familie kennenlernte und mit Mahershala Ali spielte, fühlte sich alles grossartig an. Wir hatten alle eine tolle Zeit. Es war einer dieser Drehs, bei welchem es zwar Tage mit schwierigen Szenen gab, jedoch dank Peters Einfluss sich der Gesamtdreh eher familiär und positiv anfühlte. Obwohl es Szenen mit derber Sprache und beunruhigenden Momenten gab, war es im Grunde sehr lustig beim Drehen (lacht). Es war einfach wie ein Abenteuer und ich bin froh, habe ich es gemacht.

Don sagt im Film, er fühle sich weder schwarz noch weiss. Sie sind ein Dänisch-Amerikanischer Schauspieler, welcher in Spanien lebt, kennen Sie dieses Gefühl? Viggo Mortensen: Ich weiss nicht, vielleicht ein bisschen. Ich denke, man sieht es bei vielen Schauspielern und Regisseuren, dass sie intensive Erlebnisse, wie öfters Umziehen, haben. Solche Menschen müssen sich an viele Umgebungen und verschiedene Umstände gewöhnen und können oft nicht viele Freunde gewinnen. Ich musste mit meinem Vater durch seine Arbeit ebenfalls viel umziehen. So habe ich viele verschiedene Länder und Kulturen erlebt. Vielleicht ist dies auch mit ein Grund, weshalb ich mir nun solche Charaktere zum Spielen aussuche.
Peter Farrelly: Es gibt ebenfalls viele Schauspieler, deren Eltern durch das Militär über die ganze Welt stationiert wurden, deswegen zogen sie auch oft um. Ich treffe immer wieder Schauspieler, die sagen, sie seien als Kind oft umgezogen. Ich bin noch nie umgezogen, ausser wenn ich für das Internat wegmusste (lacht).
Viggo Mortensen: Genau, für schlechtes Benehmen (lacht).

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