Laissez-moi

Drama

Interview: Emma Portmann

JEANNE BALIBAR: «ICH HABE DIE SCHWEIZ ENTDECKT»

Im Drama LAISSEZ-MOI erzählt Regisseur Maxime Rappaz von Claudine, die einen behinderten Sohn hat, um den sie sich rührend kümmert. Doch immer Dienstags reist sie in ein Walliser Berghotel, um Männer zu verführen. Wir trafen Hauptdarstellerin Jeanne Balibar am Zurich Film Festival und sprachen mit ihr über das Muttersein, Verführungstechnik und die Schweizer Berge.

Jeanne Balibar, Sie spielen in LAISSEZ-MOI die komplexe Rolle der Claudine. Was faszinierte Sie daran? Ich glaube, die Vielfältigkeit. Die riesen Unterschiede des Lebens unten im Tal und oben in den Bergen. Zudem gefielen mir die Facetten an dieser Frau, die Mutter eines behinderten Kindes ist. Sie ist im einen Moment sehr fürsorglich und aufmerksam und im nächsten das exakte Gegenteil. Ich finde es richtig, von solchen Widersprüchen zu erzählen.

Welche Seite an Claudine war denn anspruchsvoller zu spielen, die der Mutter oder die der Liebhaberin? Die Begegnung mit den Männern war mir auf jeden Fall fremder. Mit einer solchen Direktheit auf jemanden zuzugehen, kannte ich nicht. Ich dachte mir beim Lesen des Drehbuches ‚Wer redet denn so?‘ Das liegt aber vermutlich daran, dass ein Mann den Film geschrieben hat und Männer auf diese Weise flirten. Die Mütterlichkeit war für mich einfacher, da ich selber Mutter bin und darauf zurückgreifen konnte.

Was berührte Sie am meisten an dieser Geschichte? Ich war sehr beeindruckt von den täglichen Arbeitsszenen. Man geht oft ins Kino und sieht sich die grössten Abenteuer an, die einem nie passieren würden. Hier sieht man aber eine einfache Frau, die jeden Tag den Mut aufbringen muss, weiterzumachen. Zudem berührte mich ihre Einsamkeit, was auch durch die Landschaft im Film sehr spürbar wird.

Der Film wurde unter anderem im Wallis auf der Grande-Dixence-Staumauer gedreht. Was war das für ein Erlebnis? Ich habe die Schweiz entdeckt (lacht). Ich war während der Covid-Zeit für Dreharbeiten in einem komplett leeren St. Moritz und ich war auch schon in Lausanne im Theater. Aber erst mit diesem Film ist mir klar geworden, wie gross der Unterschied zu den französischen Alpen ist. Ich liebe die Berge hier. Ich kann nur sagen: Wow.

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