Atomic Blonde

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Drama

Interview: Ward Verrijcken

Charlize Theron: «Ich wollte unverfroren und trotzdem weiblich sein»

BERLIN In «Atomic Blonde» lässt Hollywoodschauspielerin Charlize Theron ihre Fäuste sprechen! Als Topagentin soll sie im Jahr 1989 Spione ausfindig machen, die auf beiden Seiten der Berliner Mauer tätig sind. Im Interview schwärmt Theron von dieser starken Frauenrolle und dem Drehort Berlin.

Charlize Theron, was machte «Atomic Blonde» so spannend für Sie? Ich habe mich aktiv nach einer solchen Figur umgesehen. Ich wollte unverfroren und trotzdem weiblich sein. Ich wollte etwas ausprobieren, bei dem es möglich war, eine Frau in diese „Männerwelt“ zu setzen und sie nach denselben Regeln mitspielen zu lassen. Das war das Spannende für mich. Ich würde solche Rollen gerne mehr in diesen Filmen sehen. Ich mag es, Filme zu schauen und ich mag Filme, bei denen das Publikum nicht ständig daran erinnert werden muss, dass das auf der Leinwand jetzt eine Frau ist. Filme, in denen Frauen genug Platz haben, sich auszuleben und auch darin bekräftigt werden. Das war das Interessante für mich.

Gerade in diesem Fall war auch sehr viel körperliche Arbeit nötig zur Vorbereitung, wie brutal war das für Sie? Naja, also ich wusste, was zu tun war, also machte ich mich an die Arbeit. Ich wusste im Vorherein, dass dieser Film körperliche Anstrengung mit sich bringen würde. Es war schliesslich auch die Art, wie die Geschichte erzählt werden würde, die mich begeisterte. Ich wollte etwas, das beispielsweise auch physische Fähigkeiten voraussetzte, um die Geschichte richtig rüberbringen zu können. Damit das gelingen und glaubwürdig rüberkommen würde, musste ich trainiert sein und eine so gute Kämpferin wie nur irgendwie möglich.

Gab es keine Momente oder Nächte, in denen Sie sich fragten, was sie da eigentlich tun? Jede Nacht! (lacht)

Haben Sie sich nachts in den Schlaf geweint? Nicht gerade in den Schlaf geweint, aber ich war ziemlich fertig, wenn ich abends Nachhause ging. Ich habe mich oft wie Lorraine gefühlt.

Haben Sie sich im Jahr 1989 auch für den Fall der Berliner Mauer interessiert? Ja, ich dachte, es war eine spannende Zeit und ein spannender Ort für einen solchen Agententhriller, allein wegen der angespannten Lage. Der Gedanke, was es für ein Hexenkessel für den MI6 und all diese Geheimdienste aus aller Welt gewesen sein muss, in einer Stadt festzusitzen, während das alles passierte und es dann einfach hiess: „Wir sind fertig hier, all diese Agenten sind nicht mehr mein Problem.“ Das hat uns zu einer richtig interessanten Welt geführt und wir alle lieben das.

Man sprach davon, dass die Welt durch den Mauerfall ein besserer Ort werden würde. Politisch gesehen sind wir heute an einem ganz anderen und fast schlimmeren Punkt angelangt, finden Sie nicht? Können Sie sich überhaupt daran erinnern? Ich war noch sehr jung und lebte in Südafrika und als das durchkam, war es in allen erdenklichen Nachrichten. Alle redeten darüber, es war auf jeder Titelseite, in jeder Zeitung. Es hat auch in Südafrika ernsthafte Diskussionen ausgelöst, denn was dort wegen der Apartheid los war, war praktisch dasselbe wie die Sache mit der Berliner Mauer. Dieser Gedanke der Abgrenzung, egal ob es jetzt durch eine Mauer oder ein Schild an der WC-Tür war, wo stand: „Nur Weisse.“ Meiner Meinung nach sind das sehr ähnliche Dinge, ideologisch gesehen. Daher finde ich es auch nicht überraschend, dass wir wenige Jahre später in Südafrika die ersten freien Wahlen hatten. Immerhin wurde Nelson Mandela 1991 befreit und die ganze Vorstellung der Apartheid zerstört und weggekehrt.

Und denken Sie in der Gegenwart optimistisch über unsere Existenz? Ich bin immer optimistisch. Das muss man sein, was sonst? Ich habe auch meine dunklen Tage und Tage, an denen ich Angst habe. Das gehört einfach zum Menschsein dazu. Aber ja, ich bin optimistisch.

Also sind Sie nicht besorgt? Naja, Sie dürfen mich nicht falsch verstehen. Ich bin zwar optimistisch, aber dennoch auch besorgt. Ich mache mir Sorgen um sehr viele Amerikaner, die in den Vereinigten Staaten leben. Man hat dieses eine Bild davon, wie ein Amerikaner ist und das macht mir Sorgen. Das entspricht einfach nicht der Realität. Ich mache mir aber auch international Sorgen. Diese Art der Teilung ist einfach etwas, an das ich nie wirklich geglaubt habe. Ich finde, man muss cleverer und intelligenter sein, um Dinge zu regeln, die die menschliche Verfassung betreffen, als es die heutige Zeit und das momentane politische Klima tut.

Wie war die Zusammenarbeit mit dem Schweizer Schauspieler Daniel Bernhard, der einen Soldaten spielte? Er ist grossartig, wirklich unglaublich.

Was haben Sie während des Drehs in Berlin unternommen, was können Sie weiterempfehlen? Berlin ist eine sehr vielfältige Stadt. Egal, ob man an den historischen Schauplätzen interessiert ist, oder einfach aufs Fahrrad springen und durch die Parks radeln will; Berlin ist eine Stadt, die einen sicher nicht enttäuscht.

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