Gemini Man

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Interview: Raya Abirached

Ang Lee: «Für unsere Augen wirkt es so echt wie in der Realität»

BUDAPEST Mit GEMINI MAN befördert Regisseur Ang Lee die technischen Möglichkeiten auf ein völlig neues Level. Ging es in einem seiner Vorgängerfilmen LIFE OF PI noch darum, einen Tiger möglichst authentisch aussehen zu lassen, war nun ein Mensch an der Reihe. Ang Lee sprach mit uns über die Technologie und ob sie tatsächlich schon reif genug ist, um das menschliche Auge in allen Belangen zu täuschen.

Ang Lee, heute gibt es unglaubliche Technologiemöglichkeiten. Wäre es beispielsweise vor 10 Jahren gar nicht möglich gewesen GEMINI MAN zu machen? Nein, ich denke nicht. Vor 10 Jahren wäre es noch nicht möglich gewesen. Dazumal konnten wir zunächst nur den Tiger aus LIFE OF PI animieren. Den jungen Will Smith zu animieren ist allerdings noch 3 Stufen weiter oben. Menschliche Gesichter zu digitalisieren, gehört in der modernen Technologie zu den kompliziertesten Dingen, die es gibt. Sogar heute noch ist es nach wie vor nicht komplett ausgereift. Vor zwei Jahren dachten wir, dass es nun möglich ist. Doch wir merkten schnell, dass wir uns nicht sicher sein konnten. Ich hoffe jedoch, dass der Film dem Publikum dennoch gefällt.

Können Sie uns mehr über die Entwicklung der Technologie erzählen? Es dauerte 10 Jahre bis ich hierhin gekommen bin. Mir ist ebenfalls bewusst, dass ich noch einen langen Weg vor mir habe, gerade wenn es um das sogenannte dritte Auge geht. Vor 10 Jahren bin ich über das 3D Kino gestolpert, sowie über das digitale Kino. Heute ist es möglich, weil die digitale Revolution begonnen hat. In der digitalen Ära können wir nun etwas machen, dass für unsere Augen so echt wirkt, wie in der Realität. Im Film ist dies eigentlich nicht möglich. Doch dank der Digitalisierung ist es nun doch möglich. Sobald der Mensch dann das Gefühl hat, es sei tatsächlich das echte Leben, wird es schwierig in zu täuschen. Denn mit fotogenem Material können wir das nicht machen und so entsteht dieses Problem, dass es nicht echt ist. Es musste also eine Lösung her, wie man Filme so machen konnte, dass es die Leute wieder packt. Zudem musste man die Leute immer noch zum Träumen bringen können, wenn sie das echte Leben zu sehen bekamen.

Dank der Technologie haben Sie das also nun geschafft? Es ist erfreulich zu sehen, dass man einen Film nun so spielen kann, als würde man das echte Leben sehen. Die Dimensionen und der scharfe Verstand kommen hier zum Zug. Früher musste man mit Make-Up, Kleidung etc. irgendwie versuchen, einen gewissen Realitätsbezug hinzubekommen. Dank den digitalen Mitteln schafft man es nun, dass die Leute das Gefühl haben tatsächlich bei dieser Person zu sein. Und das obwohl in der Realität es beispielsweise gar keine Nahaufnahmen gibt. Es ist für uns jedoch nach wie vor sehr neu. Ich habe das nun bei drei Filmen in den letzten 10 Jahren versucht anzuwenden. Ich suche trotz allem immer noch nach der richtigen Lösung. Dank der Feedbacks, man könnte die Personen auf der Leinwand anfassen, hoffe ich nun, dass wir es vielleicht schon geschafft haben. Oder zumindest näher dran sind als jemals zuvor.

Als erfahrener Schauspieler war Will Smith sicherlich erfreut bei einem solchen Projekt mit dieser Technologie dabei sein zu können, oder nicht? Er wusste gar nicht wie es ist. Denn im Gegensatz zu mir hat er sich nicht die letzten 10 Jahre mit dieser Materie beschäftigt. Deshalb zeigte ich ihm gewisse Dinge und erklärte ihm worauf er sich einliess. Letztes Mal konnte ich noch kein Make-Up verwenden, weil man es sah. Dieses Mal hatte ich ein Make-Up, welches eigens dafür konzipiert wurde. Ich zeigte ihm die Möglichkeiten, doch sowohl er als auch sein Make-Up-Artist wollten kein Make-Up. Deswegen war es für Will noch schwieriger, weil er nun anders spielen musste. Mit viel Gefühl, natürlicher und gleichzeitig komplexer. Er war bereit etwas Neues auszuprobieren und zu testen. Er musste zudem sein jüngeres Ich untersuchen und das kann für einen Filmstar brutal werden (lacht). Er hat meine grösste Hochachtung, weil er es einfach gemacht hat.

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