Bombshell - Das Ende des Schweigens

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Drama

Interview: Kjerstie Flaa

Charlize Theron: «Meine Hoffnung ist, dass der Film Diskussionen anregt»

Margot Robbie und Charlize Theron trafen uns zum Gespräch über ihren Film BOMBSHELL. Sie erzählten uns von der Botschaft des Films und wie ihre Ansichten zu der MeToo-Revolution ist.

Herzlichen Glückwunsch zu Ihren Golden Globe-Nominationen. Wie fühlen Sie sich? Charlize Theron: Dankeschön. Ich fühle mich schlecht (lacht). Ich denke, wir müssen einfach gehen.
Margot Robbie: Wir müssen es einfach nehmen wie es ist und dorthin gehen.
Charlize Theron: Ein schönes Kleid anziehen und einfach feiern. Okay, wir machen es (schmunzelt).

Jay Roach erzählte, dass Sie zwar von Beginn an dabei waren, jedoch nicht als Schauspielerin. Was liess Sie Ihre Meinung ändern? Charlize Theron: Er hat meine Meinung geändert. Er war ein grosser Teil davon, dass ich schlussendlich zugestimmt habe Megyn zu spielen. Ich funktioniere diesbezüglich wirklich ein wenig anders. Als Schauspielerin bin ich den Regisseur ein wenig ausgeliefert. Als Produzentin jedoch kann ich mich distanzieren und das Ganze von aussen betrachten. Gleichzeitig verlasse ich mich als Schauspielerin auf die Vision des Regisseurs. Als Jay mir also erzählte, was seine Vision ist auch als Schauspieler, da fühlte ich eine gewisse Sicherheit. Diese wiederrum half mir dem ganzen Projekt zu vertrauen, obwohl es nicht unbedingt das einfachste ist. Regisseure spielen für mich als Schauspielerin grosse Rollen im Prozess des Ganzen.

Haben Ihnen die Prothesen geholfen sich besser in Ihren Charakter zu fühlen? Charlize Theron: Ja, es war unglaublich hilfreich. Es kann auch eine Abschreckung sein, weil man etwas im Gesicht hat. Dadurch wird in gewissen Teilen des Gesichts verhindert, dass man Mikroausdrücke benutzen kann, die manchmal jedoch wichtig sind. Mit Plastik und Kleber im Gesicht sind diese nicht unbedingt einfach darzustellen. Wir hatten den unglaublichen Hiro Yada, welcher unsere Make Up-Künstler war. Ich wusste, dass ich in guten Händen bin und war gewillt mit ihm zusammen herauszufinden, was machbar ist. Denn es ist in der Tat hilfreich. Man kann sich ein wenig verlieren und es fühlt sich nicht so an, als würden dich die Leute einen Charakter spielen sehen, sondern nehmen dich als diese Figur an.

Was ist euch wichtig, dass die Leute als Botschaft aus diesem Film mitnehmen? Margot Robbie: Egal, ob man über den Skandal Bescheid weiss oder nicht, der Film ist extrem unterhaltsam. Der Film ist aufregend, lustig, verheerend, bereitet Bauchschmerzen und provoziert extrem viele Gedanken über die Thematik. Ich hoffe vor allem, dass es viele Diskussionen auslöst. Ein paar Diskussionen gab es schon. Bei jeder Vorstellung, die ich bisher besucht habe, wollten die Zuschauer im Nachhinein darüber sprechen. Das ist für mich eine unglaubliche Erfahrung.

Kann man sagen, dass im Allgemeinen die Frauen die Veränderung spüren können und vermehrt gefördert werden? Charlize Theron: Ich denke wir Frauen sind ein wenig skeptisch. Denn die Geschichte hat uns zu Skeptikern erzogen. Aus meiner eigenen Erfahrung kann ich sagen, dass ich diese Geschichten zwar auftauchen sah, doch schon kurze Zeit später verschwanden sie wieder. Social Media hatte sicherlich einen grossen Einfluss auf diese Thematik. Es entstanden regelrechte Lauffeuer, als einige Frauen ihre Geschichte auf dieser Plattform erzählten, die ihnen eine gewisse Sicherheit gab. Es gab die Möglichkeit anonym zu sein und gleichzeitig offen zu erzählen, was einen belastete. Durch das teilen und erzählen, fühlten sich viele Frauen nicht alleine.

Wie sieht es heute aus? Jetzt ist vor allem wichtig, dass wir weiter machen. Wir sind in einer Situation, die wir noch nie hatten. Wir haben Bewegungen hinter uns und es gibt plötzlich Konsequenzen für die Täter, die es zuvor nicht gab. Die Tatsache, dass jemand wie Roger Ailes gestürzt werden konnte, ist eine grosse Leistung. Nun sehen wir viele ähnliche Ereignisse, beispielsweise mit Harvey Weinstein oder die Dinge bei NBC: All diese Dinge helfen, damit die Diskussion nicht verschwindet und dass man sich mit den Feinheiten dieses Themas befasst. Man nimmt es aus dieser Schwarz-Weiss-Sicht heraus, in der wir bisher die sexuelle Belästigung gesehen haben. Wir versuchen zu verstehen, dass es viel komplexer ist. In der Hoffnung, dass wir irgendwann die ganze Komplexität verstehen und somit auch einen Grund für all diese Dinge haben.

Es fühlt sich so an, dass Frauen sich gegenseitig den Rücken stärken und dass mehr denn je… Charlize Theron: Ja, aber auch Männer stärken uns den Rücken. Mir öffnete es ein wenig die Augen, vielleicht weil ich es zeitweise vergass, dass ich die Männer nur als Individuum ansah. Dementsprechend sehe ich nur diese Person und sage ihm, dass er es nicht verstehen kann. Allerdings vergass ich die Tatsache, dass jeder Mann mit dem ich sprach, eine Schwester, eine Mutter oder eine Tochter hat. Es betrifft also indirekt auch sie. Viele Männer wollen eigentlich dasselbe, dass wir wollen. Es ist wirklich grossartig sind diese Männer ein Teil dieser Revolution.

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