Sie spielte in THE 100 die rebellische Echo. In unserem Interview spricht die gebürtige Kanadierin mit Brasilianischen Wurzeln über das Ende der Serie, unerwartete Wendungen und was sie von ihrer Figur lernte.
Die momentane Situation fühlt sich ein wenig wie die Apokalypse in THE 100 an. Gibt es etwas, dass Sie durch Ihren Charakter Echo lernten und Ihnen nun nützlich ist? Oh mein Gott, ja. Es war verrückt, denn wir endeten unsere Dreharbeiten gerade mitten im ersten Sturm, als das Virus nach Kanada kam. Wir drehten sehr abgelegen und tief in den Bergen und Wäldern. Mein Haus verliess ich morgens um vier oder drei Uhr in der Früh. Am Drehort selbst hatten wir dann keinen Handyempfang. Wir verliessen den Ort eigentlich nur abends oder nachts, um nach Hause zu gehen. Ich sah das Ganze deshalb nie wirklich kommen, auch erlebte ich nicht, wie sich die Stadt verlangsamte. Ich erlebte nicht, was rundherum geschah. Der erste Tag nachdem wir abschlossen, schaute ich nach draussen und merkte, dass es eine echte Apokalypse ist und tatsächlich geschieht. Von THE 100 lernte ich, dass ich das komplette Toilettenpapier kaufen muss (lacht).
Wie verlief die Pandemie für Sie bisher? Am Anfang dieser Pandemie schlief ich viel, sicherlich ein paar Wochen lang. Im mittleren Teil versuchte ich mich einfach beschäftigt zu halten. Gegen das Ende jedoch wurde ich sehr depressiv, weil es mich wirklich mitnahm, was geschah. Ich dachte mir dann jeweils, dass Echo in bereits viel schlimmeren Situationen war. Sie kämpfe sich immer durch und das sagte ich mir dann selbst. Was immer geschieht, man kann es nicht kontrollieren, aber ein wenig flexibler sein. Ich lieh mir quasi einfach ihre Mentalität (lacht). Ich weiss nicht, wie man Feuer macht oder sonst etwas, aber das kann ich ja immer noch lernen (lacht).
Was denken Sie, wie sich die Crew aus THE 100 in der jetzigen Situation durchschlagen würde? (lacht). Raven hätte sicherlich bereits eine Maschine, die ihr alle Dinge wie Wäsche, Mikrowelle-Essen und anders machen würde. Abby und Jackson würden sicherlich bereits ein Heilmittel haben. Gabriel ist ebenfalls sehr schlau, er ist ja ein Arzt, da weiss er ebenfalls sicher, was geschieht. Der Rest von uns würde einfach warten (lacht).
Echo ist eine sehr starke Frau. Was denken Sie, woher nimmt hat oder nimmt sie ihre Stärke? Es ist interessant. Ich hatte gestern Abend mit einer Freundin ein ähnliches Gespräch. Sie macht gerade eine schwere Zeit durch, weil sie jemanden in ihrer Familie verloren hat. Sie fragte mich immer wieder, weshalb dies alles geschehen würde. Es gibt keinen erklärbaren Grund, weshalb den Menschen schlimme Dinge geschehen. Ausser, dass es einem zeigt, wie stark man ist. Mit diesem Geschenk kann man dann anderen Menschen helfen. Aus Notwendigkeit und Überlebensinstinkt, weil Echo ihre Eltern verbrennen sah, entstand in ihr diese Stärke. Oh, bei mir fährt gerade eine Ambulanz vorbei. Und jetzt habe ich den Faden verloren. Entschuldigung, was war nochmals die Frage?
Woher Echo ihre Stärke hat? Aus ihrem Innern denke ich. Sie hat sich dies über Jahre angeeignet. Sie wurde meiner Meinung nach vielleicht ein wenig zu stark, weil sie emotional fast niemanden mehr an sich heranliess. Das ist ihre Entwicklung über die letzten Staffeln.
Die Charaktere sind alle auf ihre Weise unglaublich und mussten bereits einige harten Entscheidungen treffen. Sind Sie mit Echos Entscheidungen einig? Oh wow, grosse Frage. Als Echo in der zweiten Staffel zum ersten Mal zu sehen war, wusste man von ihr nur, dass sie zusammen mit Bellamy in einem Käfig war und fliehen konnte. In der dritten Staffel hat sie dann etwas für ihre Königin gemacht, dass ich so nicht getan hätte. Sie hat ihre Gründe Menschen zu täuschen und ihre Leute aus Mount Weather weg zu holen, bevor sie es bombardiert (lacht). Kurz zusammengefasst, nein, ich stimme nicht all ihren Entscheidungen zu, die sie gemacht hat.
Können Sie einige Gründe dafür nennen, weshalb das für Sie so ist? Es gab eine Zeit, wo sie zu voreilig und zu impulsiv war. Sie wurde nur durch ihr erhaltenes Training bei ihren Entscheidungen geleitet. Was vielleicht ein wenig zu roboterhaft wirkte. Jetzt ist sie etwas facettenreicher. Kürzlich traf sie die Entscheidung Orlando auf dem Sky Ring zurückzulassen, was für sie sehr schwer war. Ich erlebte, wie viele Fans darauf reagierten. Es wurde oft gesagt, Echo sei loyal und Familie sei ihr sehr wichtig, doch auf der anderen Seite, liess sie Orlando dort. Ich verteidige diese spezifische Entscheidung von ihr, weil sie sich zwischen Bellamy und Orlando entscheiden musste. Und diese Entscheidung war für sie ganz klar. Sie sah, dass Orlando sie betrügen würde. Also hatte sie nicht wirklich eine Option und konnte das Risiko nicht eingehen. Sie tötete ihn zwar nicht, aber musste tun, was getan werden musste. So dass Gabriel und Hope sowie Bellamy in Sicherheit waren. Manchmal bin ich einverstanden, manchmal nicht (lacht).
Das ist diese Grauzone, die viele so lieben. Denn alle Charaktere mussten solche Entscheidungen treffen… Ich weiss, es ist interessant. Man weiss nie wirklich, was als nächstes geschieht (schmunzelt).
Können Sie etwas über Echos Reise in der letzten Staffel verraten? Man kann sie nun besser verstehen. Sie hat bisher einige schwere Zeiten durchgemacht, doch in der aktuellen Episode sieht sie Bellamy sterben. Die letzten Menschen, die sie liebte und als Familie bezeichnete, waren ihre Eltern und ihre Familie. Als sie diese sterben sah, warf es sie um. Nach all den Jahren öffnete sie sich nun wieder und begann zu lieben. Jetzt sah sie Bellamy sterben und es ist wie ein Trigger für sie. Der ganze Schmerz von damals und der letzten Jahre kommt heraus. Ich wollte immer wissen, wer ist Echo, wenn sie allein ist. Das ist es, was wir nun in dieser Staffel zu sehen bekommen. Sie wird ein wenig abtrünnig werden und wir können sehen, was sie für Entscheidungen als unabhängige Soldatin treffen wird.
Das klingt nach einer grossartigen Reise… Ja (schmunzelt). Vor allem eine stressige Reise. Jedoch ebenfalls eine interessante Reise.
© 2020 kinowetter.ch
